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DIE STORY

TEIL 2

DER LETZTE
ENTDECKERERIC LARSENPOLARABENTEURER

ERKUNDEN

01

ERIC LARSEN

„Die Realität ist: Bei meinen Reisen geht es nicht mehr darum, der Erste zu sein, sondern der Letzte.“

Eric Larsen ist Polarabenteurer, Expeditionsleiter und Pädagoge aus Colorado, USA. Er hat nicht nur die erste Sommer-Expedition zum Nordpol (2006) durchgeführt, sondern war auch der erste Mensch, der mit einer Wanderung vom Nord- zum Südpol und anschließender Besteigung des Mount Everest den obersten und den untersten Punkt sowie das Dach der Welt innerhalb von 365 Tagen (2009–2010) erreicht hat. 2014 nahm Eric Larsen an der „Letzten Nordexpedition“ teil – so genannt, weil sie aufgrund des Klimawandels die letzten Expedition zum Nordpol ohne Hilfsmittel sein könnte. Alle Expeditionen, die Eric Larsen unternimmt, haben ein Ziel: Sie sollen die Menschen darüber aufklären, wie sich die globale Erwärmung auf einige der wildesten, abgelegensten und schönsten Orte der Welt auswirkt.

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WAS IST IHRE
LEBENSAUFGABE?

Einer der Gründe für meine Expeditionen ist meine Neugier: Ich wollte mehr über Gegenden unseres Planeten erfahren. Es war unglaublich, dass man an diesen Orten die Möglichkeit hatte, riesige Flächen zu durchqueren. Diese Gegenden erschließen sich dir in einem sehr bewussten Prozess. Du befindest dich mitten in dieser Umgebung – du fährst nicht durch oder fliegst über sie hinweg. Du bist mitten drin und verschmilzt beinahe mit ihr. Es hat für mich auch etwas mit Größenordnung zu tun. In dieser riesigen Landschaft bist du ein winziger Mensch – ein unglaubliches Gefühl. Es zeigt dir, wie klein und unbedeutend du in Wirklichkeit bist.

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Nicht jeder hat die Möglichkeit, diese Orte mit ihrer unermesslichen Weite selbst zu erleben, z. B. weil man aus wirtschaftlichen Gründen in der Stadt lebt oder andere Gründe hat. Mit meinen Expeditionen möchte ich den Menschen die Natur näher bringen; sie erleben und verstehen lassen, wie diese Gegenden sind. Meine wichtigste Motivation für diese Abenteuer ist es, Menschen mit einem Ort zu verbinden, an den sie höchstwahrscheinlich nie selbst gelangen werden.

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WAS MOTIVIERT
SIE?

In Bezug auf meine eigenen Expeditionen geht es weniger darum, der Erste zu sein, sondern eher der Letzte. Schauen Sie sich einige der Prognosen für die Arktis an. Es wird geschätzt, dass sie in 30 Jahren in den Sommern komplett eisfrei ist. Dann wird es nicht mehr möglich sein, über das Eis zum Nordpol zu gelangen, so wie ich es noch konnte. Eine echte Tragödie. Und auch die Antarktis – diese riesige eisbedeckte Landmasse – wird sich dramatisch verändern. Es ist so tragisch. Aber es ist für mich auch eine Motivation. Es treibt mich dazu an, mehr zu tun, mehr über diese Gegenden zu sprechen, auf persönlicher Ebene mehr zu unternehmen und in der Gesellschaft zu verbreiten, was wir tun können, um unseren CO2-Ausstoß zu senken. Denn vielleicht bleibt uns noch Zeit, das Eis zu retten.

02

VORBEREITUNG UND AUSRÜSTUNG

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WIE BEREITEN SIE SICH
VOR UND RÜSTEN SIE SICH AUS?

Meine Grundsatz bei Expeditionen lautet: „hart trainieren und unbeschwert reisen“. Wenn ich nicht gerade auf dem Eis unterwegs bin, besteht ein großer Teil meines Tagesplans aus körperlichem Training: Radfahren, Krafttraining, Laufen, Skifahren oder Wandern mit schwerem Gepäck. Dann gibt es noch die logistische Seite – Genehmigungen einholen, Routen ausarbeiten, die Ausrüstung zusammenstellen. All das mache ich mit vollem Einsatz. Ich kann sehr sportlich sein und trainieren, aber die ganze Recherche und Büroarbeit ist ebenso wichtig.

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Welche Ausrüstung ich wähle, ist abhängig von der jeweiligen Umgebung und davon, wie ich unterwegs bin. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Sachen, die leicht, stark, strapazierfähig und einfach zu handhaben sind. Viel Zeit fließt auch in Ausbesserung und Instandhaltung, um meine vorhandene Ausrüstung fit zu halten. Wir sprechen hier von Umgebungen, in denen die Temperaturen 40 oder 50 Grad unter null absinken können. Um Ausrüstung unter solchen Bedingungen einsetzen zu können, ist viel Vorbereitung erforderlich, damit wir da draußen keine Zeit verschwenden müssen oder in gefährliche Situation geraten können. Auf einer Expedition hängt mein Überleben buchstäblich von der Qualität meiner Ausrüstung ab.

03

LAND UND ZEIT

BESCHREIBEN SIE IHR VERHÄLTNIS
ZU DIESER LANDSCHAFT

„Setzen Sie sich 12 Stunden in eine eisgefüllte Badewanne
und starren Sie dabei auf ein weißes Blatt Papier.
So können Polarexpeditionen sein.”

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Als ich dieses Jahr in der Antarktis war, habe ich von der Landschaft mit den wunderschönen Sastrugi (Windgangeln) nicht viel zu sehen bekommen. Es hat zu stark geschneit. Da war nur eine unendliche weiße Fläche, die sich an einem guten Tag bis zum Horizont erstreckte. Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich 12 oder 15 Stunden am Tag im Inneren eines Tischtennisballs und können nichts sehen! Es fällt schwer, aufrecht zu stehen. Man kann das Gleichgewicht nicht halten, weil es keinen Horizont gibt. Man kann sich nur mit Mühe auf einer geraden Linie bewegen. Nach ein paar Tagen konnten sich meine Augen nicht mehr fokussieren und ich habe auch immer wieder doppelt gesehen. An einem Ort wie der Antarktis gibt es sehr viel Schönheit und ebenso viel Rauheit.

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Es ist, als ob man auf einer weißen Torte steht und alles um einen herum ist nur weiß. Und es ist kalt. Das ist das, was man konkret empfindet. Dann gibt es da noch diesen anderen Aspekt, der weniger greifbar ist. Man konzentriert sich zwei Monate oder länger ausschließlich auf ein einziges Ziel ohne Anreize von außen. Das ist schwer zu beschreiben. Auf eine Art ist es absolut verblüffend. Es ist die einzigartige Erfahrung, völlig allein und isoliert zu sein. Aus dem gleichen Grund ist es aber auch überwältigend: Man ist völlig allein und isoliert. Es ist langweilig. Es ist wunderschön. Es ist körperlich anspruchsvoll. Es ist eine geistige Herausforderung. Es ist lohnend. Unerbittlich. Es ist so viel auf einmal – und genau das liebe ich an diesen Expeditionen.

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WELCHE ROLLE
SPIELT DIE ZEIT AUF
IHREN EXPEDITIONEN?

Zeit ist einer der wichtigsten Faktoren. Hier geht es um wirklich schwierige Ziele und um große Entfernungen. Einer unser größten Vorteile ist es daher, uns die Zeit zunutze zu machen. Vieles von dem, was wir tun, wiederholt sich immer wieder – Lager aufschlagen, Essen zubereiten, Navigation – und das nicht nur über Tage, sondern über einen oder zwei Monate. Wenn wir ineffizient sind, verschwenden wir am Ende Zeit. Wenn ich für die Lagersuche 30 Sekunden länger benötige, habe ich 30 Sekunden verschwendet. Keine große Sache, aber wenn das 20-mal täglich passiert, sind das 10 Minuten am Tag. Das macht in sechs Tagen eine Stunde aus. Und in 48 Tagen geht dabei ein ganzer Tag der Reise verloren. Unser Essens- und Kraftstoffvorrat ist begrenzt. Daher ist es wirtschaftlich und verantwortungsbewusst, die Zeit im Auge zu behalten und sich an einen Zeitplan zu halten.

04

KLIMAWANDELUND DIE ZUKUNFT

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WIE HABEN SIE
DEN KLIMAWANDEL DIREKT
ERLEBT?

Jeder Teil unseres Planeten, an dem es kalt ist, ist vom Klimawandel betroffen. In den Polarregionen sind die Veränderungen bisher am dramatischsten verlaufen. Ich war 2006 zum ersten Mal am Nordpol, dann 2018 erneut und ich werde dieses Jahr wieder dort sein. In dieser Zeit haben sich der Charakter und die Beschaffenheit des arktischen Meereises drastisch verändert. Der Eisschild hat deutlich an Umfang und Dicke verloren. Das Eis bewegt sich anders. Das Binneneis ist zurückgegangen. Das Einfrieren setzt später ein, das Tauwetter kommt früher. Es gibt mehr offenes Wasser und die Bewegungsmuster des Eises sind unregelmäßiger geworden. In der Antarktis gibt es jetzt wärmeres Wetter und mehr Schnee.

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Ich verbringe mein Leben damit, die kältesten Orte der Welt aufzusuchen und zu versuchen, in den extremsten und unwirtlichsten Gegenden zu überleben. Wenn ich sehe, dass sich diese Regionen verändern und die Temperaturen weltweit steigen, wird mir klar, dass das Eis zu den gefährdeten Arten zählt. Schon bald werden sich diese kalten Orte, diese Eiskappen unwiderruflich verändert haben. Als jemand mit einer großen Leidenschaft für diese Gegenden bin ich in gewisser Weise ein Dinosaurier. Denn ich werde solche Reisen nicht mehr unternehmen können. Schon bald werden wir Eis nur in Klimaräumen im Museum zu sehen bekommen: „Ach, weißt du noch, wie es damals war?“

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WAS IST
„GLOBAL WEIRDING“?

Das Erdklima ist eines der komplexesten Systeme unseres Planeten. Einige der leistungsfähigsten Computer der Welt werden nicht zur Entwicklung von Raketensystemen, sondern zur Berechnung globaler Klimamodelle eingesetzt. Hier gibt es so viele Variablen; es ist ein sehr komplexes System aus Interaktionen und Rückkopplungen. Da ist zum Beispiel der grönländische Eisschild, dieser enorme Eisklumpen auf dem Land. Schmilzt er, fließt das ganze Süßwasser ins Meer. Dieser Vorgang lässt nicht nur den Meeresspiegel steigern, sondern verändert auch den Salzgehalt des Ozeans und die Tiefwasserströmungen, die z. B. für ein sehr viel wärmeres Klima in Großbritannien sorgen, obwohl sich das Land auf einem nördlicheren Breitengrad befindet. Also erst ändert sich die eine Sache, dann die andere. Das versteht man unter „Global Weirding“. Leider können wir den Schaden, der dadurch entsteht, nicht genau voraussagen.

05

WAS KÖNNEN WIR IN PUNCTOKLIMAWANDEL TUN?

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KANN AUCH DER NORMALBÜRGER
DEN KLIMAWANDEL BEKÄMPFEN?

Wenn man sich die kumulative Wirkung einzelner Aktionen ansieht, bietet sich hier eine große Chance. In den USA tragen Strom und Autos am meisten zu den Emissionen bei. Auf persönlicher Ebene müssen wir daher auf unser eigenes Handeln achten – auf solche Banalitäten wie Licht ausschalten. Denn multipliziert man das mit allen Menschen, die in einer Stadt oder auf einer der Halbkugeln wohnen, kann das eine Wirkung erzielen. Wir müssen auch auf nationaler Ebene tätig werden, das heißt CO2-Emissionsnormen und Reduzierungsvorgaben einhalten und alternative Energie ausbauen. Die Technologie, um unseren CO2-Fußabdruck deutlich zu verkleinern, ist bereits vorhanden. Was fehlt, ist lediglich der Wille von Bürgern und Politik, sofort aktiv zu werden.

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Meine Hauptbotschaft läuft auf einen einfachen Satz hinaus: „Mache den ersten Schritt.“ Das gilt für alles, was man tut. Oft sind diese großen Expeditionen, die ich unternehme, so überwältigend, dass es mir unmöglich scheint, unser Ziel jemals zu erreichen. Also sage ich mir laut: „Mache einfach den ersten Schritt und dann einen nach dem anderen.“ Dann schaffen wir die erste Stunde, danach vielleicht die halbe Tagesstrecke, dann einen ganzen Tag und dann den nächsten. Wenn man ein großes Problem auf diese Weise unterteilt, können auch Menschen wie du und ich viel erreichen. Selbst bei einem so gewaltigen Problem wie dem Klimawandel geht es zunächst darum, den ersten Schritt zu unternehmen, dann den nächsten und übernächsten.

WAS KÖNNEN WIR
VON DER NATUR LERNEN?

Es ist wichtig, in der Natur zu sein. Denn als Spezies ist der Mensch ein Teil der Natur und lebt nicht getrennt von ihr. Es gibt unglaublich viel, was wir von der Natur lernen können: Autonomie, die Fähigkeit, schwierige Situationen zu meistern, diese Vorstellung, ohne jede Struktur im Freien und kreativ zu sein. Für mich selbst ist die Natur der Spielplatz an sich. Selbstvertrauen, Zusammenarbeit mit anderen, kreativ sein, entspannen – alles, was für einen gesunden Menschen wirklich wichtig ist, kommt direkt aus der Natur.

ERIC LARSENPOLARABENTEURER

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Gehäusedurchmesser:
46,0 mm
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Lumineszenz (Zeiger + Index)
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